Wenn man den weiteren Verlauf von Fidelis Lebens betrachtet, muss man sich das historische Umfeld am Vorabend des 30-jährigen Krieges vor Augen halten. Graubünden in der Schweiz, und mit ihm der Prättigau war aufgrund seiner geographischen Lage eine politisch bzw. militärisch bedeutsame Gegend, an der verschiedene europäische Mächte Interesse hatten. Seit dem Spätmittelalter hatte die Region sich erfolgreich um größtmögliche Selbstständigkeit bemüht, die sie seit 1518 großpolitisch zwar zum Habsburgerreich zählen ließ, die Konfession wurde allerdings als Gemeindesache angesehen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begannen oben beschriebene territoriale Interessen wichtiger zu werden, wodurch auch die Habsburger ihren Einflussbereich wieder sichern wollten. Die Region wurde in Folge im Auftrag der Habsburger militärisch besetzt, man wollte die Endgültigkeit durch Rekatholisierung untermauern. In den Kapuzinern sahen sowohl Habsburger als auch der zuständige Bischof aufgrund ihrer Beliebtheit und des unbescholtenen Lebenswandels die geeigneten Männer, sie waren schon seit geraumer Zeit als Missionare in Graubünden erfolgreich. Fidelis von Sigmaringen wurde in den Prättigau geschickt. Fidelis konnte zwar einzelne Erfolge verzeichnen, schlussendlich wurde er jedoch als Repräsentant der Habsburger gesehen, der die ursprünglich zugesicherte religiöse Selbstständigkeit unterminierte. Der Kapuziner war zwar der Meinung, man dürfe niemanden zum Glauben zwingen, verstand jedoch letztlich wenig Spaß, was Glaubensinhalte betraf. So eines ergab das andere und als Fidelis den Prättigauern nicht mehr anders beikam, schrieb er das sogenannte „Religionsstrafmandat“, das unter Zuhilfenahme des staatlichen Rechts die Ausübung des reformierten Glaubens verbieten und Menschen zwingen sollte, katholischen Predigern zuzuhören. Es kam zum Eklat und Fidelis wurde bei einem bewaffneten Aufstand in Seewis, wohin er zum Predigen gekommen war, am 24. April 1622 getötet.